Vorwort zum Original
Die Umstände, daß dieses Buch geschrieben wurde, sind folgende: Etwa fünf Wochen, nachdem die Überlebenden der Titanic in New York angekommen waren, war ich als offizieller Mittagsgast bei Ehrwürden Samuel J. Elder und Ehrwürden Charles T. Gallagher, beide bekannte Rechtsanwälte in Boston, eingeladen. Nach dem Essen wurde ich gebeten, den Anwesenden von den Erfahrungen der Geretteten zu berichten, die die Titanic verlassen und die Carpathia erreicht haben.
Als ich geendet hatte, drängte mich Herr Robert Lincoln O’Brien, der Herausgeber des »Boston Herald«, im öffentlichen Interesse die tatsächliche Geschichte des Titanic-Desasters aufzuschreiben. Er wüßte von der Vorbereitung etlicher Veröffentlichungen von Leuten, die gar nicht dabeigewesen waren, die sich aber aus Zeitungsberichten eine Vorstellung davon zusammenreimten. Er sagte, daß diese Publikationen wahrscheinlich fehlerhaft, voll von schillernden Details und allgemein darauf ausgerichtet sein würden, die öffentliche Meinung zu untergraben. Er wurde in seiner Auffassung von allen Anwesenden unterstützt, und diesem allgemeinen Druck nachgebend, begleitete ich ihn zur Firma Houghton Mifflin, wo wir die Frage einer Veröffentlichung besprachen.
Die Firma Houghton Mifflin nahm zu dieser Zeit genau die gleiche Haltung ein, wie ich sie hatte, nämlich daß es vermutlich nicht ratsam war, die Aufmerksamkeit auf die Umstände des Untergangs der Titanic zu richten; es schien besser zu sein, alle Einzelheiten so schnell wie möglich zu vergessen. Jedoch vereinbarten wir einige Tage des Nachdenkens. Bei unserem nächsten Treffen befanden wir uns wieder in Übereinstimmung – aber diesmal auf der Grundlage, daß es eine kluge Tat sei, die Geschichte des Titanic-Unglücks so genau wie möglich aufzuschreiben.
Ich wurde in dieser Entscheidung durch einen kurzen Artikel unterstützt, den ich an Bord der Carpathia abschnittsweise geschrieben hatte, in der Hoffnung, es könnte die öffentliche Meinung beruhigen, wenn man die Wahrheit des Geschehens verbreiten würde, so gut ich mich erinnern konnte. Der Artikel erschien in allen amerikanischen, englischen und kontinentalen Zeitungen und hatte genau den Effekt, den er haben sollte. Das ermutigte mich zu der Hoffnung, daß die Wirkung dieses Werkes die gleiche sein würde.
Ein anderer Umstand erleichterte es mir, zu dieser Entscheidung zu kommen: die Pflicht, die wir Überlebenden des Unglücks jenen schuldig sind, die mit dem Schiff untergegangen sind, um zu erreichen, daß die dringend erforderlichen Reformen nicht in Vergessenheit geraten dürfen.
Wer immer auch Berichte über die Schreie gelesen hat, die uns auf dem Wasser von jenen erreichten, die im eiskalten Wasser versanken, sollte daran erinnert werden, daß sie an ihn genauso gerichtet sind wie an jene, die sie unmittelbar hörten. Darum ist es die Pflicht all jener, die die Schreie in der Nacht, in der die Titanic sank, in ihrer äußersten Hilflosigkeit kennen, Reformen in die Wege zu leiten.